Unser Redaktor Marc-Micha Hämmerling hat sich im aktuellen Heft (#2/2013 April) mit der Finanzierung der Universitäten durch Werbeeinnahmen auseinandergesetzt. Dafür hat er sich mit Daniel Schönmann, dem Generalsekretär der Universität, unterhalten. Wieso Kruzifixe erlaubt sind, Werbung aber nicht und weshalb die Studiengebühren in den nächsten Jahren nicht durch Werbung gesenkt werden können, erfahrt ihr in diesem Interview.

SPECTRUM: Welche Richtlinien hat die Uni Freiburg im Moment in Bezug auf Werbung an der Uni?

Daniel Schönmann: Kommerzielle (und ideelle) Werbetätigkeiten auf den Arealen und in den Gebäuden der Universität bedürfen einer Bewilligung. Das heisst die Frage der Werbung ist im Rahmen der Hausordnung geregelt.

Wie steht es mit der ideellen Werbung der Kruzifixe? Wieso werden diese zugelassen auf einem Marktplatz der Ideen?

Es ist zumindest diskussionswürdig, ob Kruzifixe oder andere Symbole einer Religion (bzw. Konfession) als Werbung klassiert werden können. Die im Universitätsgebäude Miséricorde angebrachten Kreuze sind Teil der historischen Innendekoration, weil die Errichtung des Gebäudes seinerzeit (vor rund 75 Jahren) zur Entlastung des Kantons zu einem erheblichen Teil durch Spendenaufrufe in katholischen Kirchen und Kirchgemeinden finanziert worden ist. Es besteht also mithin durchaus ein Zusammenhang zwischen diesen Symbolen und einer finanziellen Unterstützung der Universität. Neuere Universitätsbauten, deren Bau alleine durch die öffentliche Hand oder durch Mäzene finanziert wurde, weisen keine Kruzifixe auf.

Hat die Universität Freiburg Einnahmen durch Werbung?

Die Publikumspublikationen der Universität (insbesondere das populärwissenschaftliche Magazin „Universitas“) werden teilweise durch Werbeeinnahmen mitfinanziert, diese Einnahmen sind also zweckgebunden. Im regulären Budget spielen dagegen Werbeeinahmen bisher keine signifikante Rolle.

Werbung_1Wie viel Geld nimmt die Uni Freiburg zurzeit durch Werbung ein?

Die Werbeeinnahmen aus“ Universitas“ (und der Hauszeitschrift „Unireflets“) können aus Wettbewerbsgründen nicht offen gelegt werden, da sich die Universitätskommunikation sich auf einem kompetitiven und tendenziell stark schrumpfenden Print-Werbemarkt bewegt. Die Dimensionen dürften sich kaum sehr stark von den für die Werbung in „Spectrum“ erzielten Einnahmen unterscheiden („Universitas“ erzielt zwar eine höhere Leserreichweite, darf aber im Gegenzug z.B. keine Werbung für Studienangebote von Konkurrenzinstitutionen annehmen). Die Werbeeinnahmen aus „Universitas“ fliessen direkt zurück in die journalistische Produktion, decken aber alleine nicht die Produktions- und Vertriebskosten der Publikationen.

Welche Formen an Werbung gibt es an der Universität Freiburg?

Inseratewerbung in Universitas und Unireflets sowie Werbung an einzelnen Anlässen durch Sponsoren (die Kosten für die Diplomfeiern der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät werden z.B. regelmässig durch ein grosses Treuhandunternehmen unterstützt, welches im Gegenzug sein Logo auf der Einladung und im Saal anbringen darf). Ausserdem werden Werbeaktivitäten, die in einem direkten Zusammenhang mit Dienstleistungen für Studierende stehen, in beschränktem Masse autorisiert (z.B. Gratisverteilung von Zeitungen wie der NZZ oder Publikationen „Studiversum“). Die Mensen werden von den Geranten (Geschäftsleitern, Anm. d. Red.) im Mandat der Universität auf eigene Rechnung geführt, in diesem Rahmen können sie ebenfalls Werbeaktivitäten zulassen (Verteilung Warenmuster, etc.).

Bekommt die Universität Freiburg Geld dafür, dass sie die Gratisverteilungen erlaubt?

In der Regel werden Gratisverteilaktionen (wie diejenigen der NZZ) nicht bezahlt.

Aus Ihren Ausführungen geht hervor, dass es neben den Werbeeinnahmen von Universitas und Unireflets noch andere Werbeeinnahmen gibt. Diese spielen zwar laut Ihnen keine signifikante Rolle, könnten Sie präzisieren, wie hoch der Betrag (Universitas und Unireflets ausgenommen) ist und durch welche Werbeformen dieser Betrag zusammenkommt?

Diese Einnahmen sind Teil der Erträge, welche die Universität durch Vermietungen erzielt. Die Universität Freiburg ist gehalten, als Beitrag zur Deckung ihrer Kosten ihre Räumlichkeiten ausserhalb der eigenen Nutzung für Veranstaltungen an Dritte zu vermieten. Ein Teil dieser Veranstaltungen, z.B. in der Aula Magna und der Vorhalle, hat zweifellos Werbecharakter.

Insgesamt nahm die Universität Freiburg im Rechnungsjahr 2011 aus solchen Vermietungen 366’456.- CHF ein (die Rechnung 2012 ist noch nicht publiziert). Ein Teil dieser Einnahmen kann als Werbeeinnahmen angesehen werden, speziell wenn der Mieter ein Unternehmen mit einem Kundenanlass ist, oder wenn ein Publikumsanlass eine starke Werbe-Komponente hat. Eine Abgrenzung zu den rein kulturellen Anlässen (Konzerte oder Vorträge, die von Vereinen organisiert werden, etc.) ist aber schwierig und auch nicht nötig. Es ist deshalb korrekt, diese Einnahmen global als Mieteinnahmen auszuweisen, im Wissen das ein Teil der Vermietungen für Werbeveranstaltungen erfolgt.

Welche Organisationen werben an der Universität Freiburg?

Interessiert sind vor allem Unternehmen, die an der demographischen Zielgruppe der Studierenden interessiert sind. Die Universität ist aber ihrerseits bestrebt, die „Berieselung“ der Studierenden mit Werbung in Grenzen zu halten, privilegiert werden Unternehmen, deren Werbeaktivitäten den Studierenden einen direkten Nutzen bringen (Kostenlose Zeitungsexemplare, verbilligte Abonnemente, Rabatte auf Informatikprodukte…).

Gibt es Überlegungen an der Uni Freiburg in naher Zukunft Werbeplakate auszuhängen um Einnahmen zu erzielen (so wie das an der Uni Luzern der Fall ist) oder Werbung von Unternehmen über die Bildschirme laufen zu lassen (ETH Zürich)?

Solche Überlegungen werden durchaus angestellt, die Einnahmenpotentiale sollten allerdings nicht überschätzt werden, und es gilt abzuwägen zwischen diesen Einnahmen und der Qualität der Dienstleistungen und Informationen (z.B. wenn die Informationen auf den Bildschirmen zwischen der Werbung nur noch schwer zu erkennen wären).

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Wird die Studierendenschaft in diese Überlegungen und Entscheidungsprozesse einbezogen (werden)?

Auf die Meinung der Studierendenschaft zu solchen Fragen (Berieselung mit Werbung, etc.) wird innerhalb der Studentischen Mitsprache eingegangen (Studentische Vertretung im Senat und in den Fakultätsorganen, regelmässige Sitzungen AGEF-Vorstand und Rektorat, etc.). Die systematische Lehrveranstaltungsevaluation ist ein weiterer bedeutender Kanal dafür.

Mit welchen Werbeagenturen steht die Universität Freiburg derzeit in Kontakt?

Es werden nur punktuelle Aufträge für konkrete Leistungen und Projekte erteilt, die Universität hält sich keine „Haus-Werbeagenturen“.

Am 19.12.12. gab es einen Fragebogen von Universum der jedem Studierendem zugesandt wurde. In diesem Fragebogen wurden mehrere bekannte Unternehmen wie Nestlé und Coca-Cola erwähnt. Hat die Universität dafür Geld bekommen?

Nein, die Gegenleistung, welche die Universität erhält, ist der Auswertungsbericht der erhobenen Daten, welche für die Universitätsentwicklung von Nutzen sein können, da es sich um eine institutionenübergreifende Erhebung handelt. Der Fragebogen selbst wird nicht von der Universität verantwortet, sondern vom entsprechenden Forschungsunternehmen (wie in der Begleit-Mail zum Fragebogen deklariert); es darf aber gezweifelt werden, ob die Nennung bekannter Grossunternehmen im Zusammenhang mit spezifischen Fragen diesen wirklich einen Werbeeffekt bringt.

Die Universitäten geraten immer mehr unter finanziellen Druck. Warum versucht die Uni Freiburg nicht durch mehr Werbeeinnahmen diesem Druck entgegenzuwirken?

Neue Einnahmequellen zu erschliessen ist durchaus ein Weg um auf den Spardruck zu reagieren, doch sollte wie gesagt das Potential von Werbeeinnahmen nicht überschätzt werden.

Die Studiengebühren an der Universität Zürich wurden letzten Frühling massiv angehoben. Kann sich die Universität Freiburg vorstellen durch Werbeeinnahmen die Gebühren auf dem gleichen Niveau zu halten oder gar zu senken?

Nein, das suggerierte Modell der „Werbefinanzierten Universität“ halten wir nicht für Erfolg versprechend. Um auch nur einigermassen substanzielle Werbeeinnahmen zu erzielen, müsste die Werbebotschaften bei den Studierenden dermassen häufig und aufdringlich platziert werden, dass dies zu Recht als erhebliche Einbusse in der Lehrqualität empfunden würde. Dezente Werbung (Plakatwände, Bildschirme, Drucksachen) beeinträchtigt wohl die Qualität nicht nachhaltig, doch sind die damit zu erzielenden Einnahmen höchstens marginal. Die Universität Freiburg hat bekanntlich rund 10’000 Studierende – allein um die Semestergebühren um 5 Franken pro Person zu senken, müssten also jährlich Werbeeinnahmen von 100’000 Franken erzielt werden. Mit Bildschirmreklame und Plakatwänden allein ist dies schwer zu erreichen. Selbst im stark kommerzialisierten Hochschulbildungssystem der USA spielen Werbeeinnahmen für die Finanzierung der privaten Universitäten eine geringe Rolle.

Interview von Marc-Micha Hämmerling

Karikaturen von Salome Eggler