Habt ihr Lust auf eine Tour durch vier Freiburger Brauereien? Nichts wie los!
Von Lucie Besson, übersetzt von Mirjam Schmitz
Spectrum: Wie sind eure Brauereien entstanden?
Jann Poffet: Die Brasserie du Chauve ist 2011 nach meiner Rückkehr aus Neuseeland entstanden. Zuerst haben wir uns im Zentrum von Freiburg eingerichtet, und sind dann im Dezember 2015 nach Marly gezogen.
Alain Morand: Fri-mousse hat 1993 das Licht der Welt erblickt – wir haben mit Freunden eine Bar eröffnet. 2008 haben wir dann angefangen zu brauen und uns dann mit einem Freund dazu entschieden, das Brauen zu unserem Beruf zu machen. Daraufhin haben wir selber eine Anlage konstruiert und die Produktion nach Guin verlegt.
Uwe Siegrist: Ich habe eine Lehre zum Bierbrauer und nachher auch die Meisterschule gemacht und habe für mehrere grosse Brauereien gearbeitet. Die Freiburger Manufaktur wurde 2009 von Jens Tomas Anfindsen gegründet. Wir produzieren heute im alten Schlachthof von St. Leonard, bis 2012 war das ehemalige Franziskanerkloster unsere Produktionsstätte.
Christopher Nell: Die Brasserie du Poyet entstand vor neun Jahren, als zwei meiner Freunde einen Amateurbrauer trafen. Heute brauen wir als Amateure Bier, was für uns eine Gelegenheit ist, sich mit Freunden zu treffen.
Cardinal hat soeben ein handwerklich gebrautes Bier auf den Markt gebracht. Bedeutet das für euch Konkurrenz?
J.P.: Nein, ich glaube kaum. Der Kunde muss selbst klug genug sein, wenn er sein Bier auswählt. Dass Cardinal uns „kopieren“ will, zeigt bloss, dass handwerkliches Brauen im Trend liegt.
A.M.: Nein, das ist keine grosse Konkurrenz, weil sich der Konsument nicht täuschen lässt. Andererseits profitiert Cardinal natürlich von einem bereits etablierten Verkaufsnetz, in dessen Genuss die handwerklichen Brauereien nicht kommen. Ich glaube nicht, dass wir mit Cardinal konkurrieren, das tun eher die importierten Biere.
U.S.: Ich mag das Bier von Cardinal zwar, sehe es aber nicht als Konkurrenz. Es stimmt, dass es für die kleinen Brauereien schwierig ist, sich auf dem Markt zu behaupten. Aber unseren Kunden ist es wichtig, das lokale Gewerbe zu unterstützen.
C.N.: Nein. Cardinal täuscht vielleicht die normalen Biertrinker, aber ist kein echtes handgebrautes Bier. Aber genau das suchen unsere Kunden.
Worin unterscheidet sich ein handwerklich gebrautes von einem industriell hergestellten Bier?
J.P.: Man sagt gern, das Unterscheidungsmerkmal sei der Alkoholgehalt, aber die Definition des Handwerks ist kompliziert. Keine Maschine kann die menschliche Sensibilität ersetzen – das ist für mich das Hauptkriterium.
A.M.: Man schmeckt den Unterschied. Wir produzieren ausschliesslich obergärige Biere, während die meisten industriellen Biere untergärig sind.
U.S.: Für mich wird ein von Hand gefertigtes Bier mit Herz gemacht. Wir arbeiten hart, aber wir sind stolz auf unser Bier. Manchmal ist es schwer, da würden wir gern alles hinschmeissen. Aber jeden Morgen beim Aufstehen lodert in unserem Herz die Flamme der Liebe zum Bier wieder auf.
CN.: Das ist nicht einfach auf den Punkt zu bringen. Für mich ist es der Einsatz des Menschen. Der Bierbrauer prüft den Behälter und der Ablauf beim Brauen ist vor allem manuell.
In Freiburg gibt es verglichen mit anderen Städten in der Romandie überdurchschnittlich viele Brauereien. Woran liegt das?
J.P.: In Freiburg hat es nicht nur Cardinal gegeben – auch die Brasserie Beauregard ist ein Teil der Freiburger Brauereigeschichte.
A.M.: Die Schliessung von Cardinal hat in den Menschen etwas ausgelöst. Die Freiburger sind interessiert an Produkten aus der Gegend, und ausserdem ist es eine Mode.
U.S.: Meiner Meinung nach hat Freiburg die längste Bierbrautradition der Schweiz. Darum gibt es hier heute so viele Brauereien.
C.N.: Da haben viele Aspekte zusammen gewirkt. Erstens hat die Schliessung von Cardinal die Freiburger aufgerüttelt, zweitens ist es eine Modeerscheinung und drittens ist es einfacher geworden, an die Geräte und das Werkzeug zu gelangen.