Franz Fischlin hat in Freiburg Journalistik studiert und moderiert seit 2004 die Hauptausgabe der Tagesschau im Schweizer Fernsehen. Barcelona, Bannon und Badenfahrt sind Sendungsthemen, als Spectrum ihn bei der Arbeit besucht.
Fernsehstudio Zürich, Samstagnachmittag, punkt drei Uhr. Der Eingangsbereich, die Gänge und die Büros an der Fernsehstrasse sind leer, als mich Franz Fischlin freundlich empfängt. Der Terroranschlag in Barcelona beschäftigt die Redaktion der Tagesschau auch an diesem Samstag, zwei Tage nach dem eigentlichen Ereignis. Zur Terrorzelle, die dahintersteckt, gäbe es eine Reportage des Korrespondenten, erzählt Fischlin im Lift nach oben in die Tagesschau-Redaktion. In gut vier Stunden geht er auf Sendung. Es sieht momentan nach einem ruhigen Arbeitstag aus. Alle Vorbereitungen laufen planmässig und deshalb bleibt Zeit für ein entspanntes Gespräch auf dem Sofa, direkt vor den Büros.
Nervenkitzel im Traumjob
„Ich habe das Glück, seit Jahren meinen Traumjob auszuüben“, meint Fischlin. Was für Andere purer Stress wäre, liebt er: Nicht zu wissen, was ihn erwartet, wenn er morgens zur Arbeit erscheint und live vor über 600’000 Zuschauerinnen und Zuschauer auf Sendung sein wird – Franz Fischlin braucht diesen Nervenkitzel. „Wie ein Sportler im Wettkampf habe ich während der Sendung eine Chance, die Vorbereitungen gut umzusetzen.“ Und wenn eine Sendung mal nicht gut läuft? „Dann ist sie nach 25 Minuten vorbei“, sagt Fischlin lachend. Das Schöne am Live-Fernsehen sei ja, dass man direkt ein Resultat habe. „Und wenn ich damit mal nicht zufrieden bin, weiss ich, dass ich bereits morgen die nächste Chance habe.“ Erst als er 37-jährig zu TV3 kam, arbeitete er zum ersten Mal auch vor der Kamera. „Ich dachte lange, ich könne und wolle das nicht und eigentlich bin ich mit meiner Erscheinung bis heute nicht ganz versöhnt“, gesteht Fischlin und lacht:
„Ich schaue meine Sendungen nie im Nachhinein und sage ‚oh lueg mal, no e schnadige Typ’“.
Er selbst sieht sich auch nicht als Moderator, sondern primär als Journalist, dessen Arbeit zu einem kleinen Teil vor der Kamera stattfindet: „Ich will nicht auf dem roten Teppich stehen, sondern als beobachtender Journalist daneben. Das ist für mich eine wichtige Grundhaltung.“
„Uni Freiburg? Super!“
Franz Fischlin studierte in Freiburg von 1986 bis 1988 Journalistik und Kommunikationswissenschaften. An seine Zeit als Student denkt er gerne zurück: „Das Studium in Kommunikationswissenschaften an der Uni Freiburg hat zu Recht einen guten Ruf: Man suchte immer wieder den Bezug zur Praxis und integrierte diesen in die wissenschaftliche Lehre.“ Er habe im Studium gelernt, den Journalismus in grösseren, auch internationalen Zusammenhängen intellektuell zu verstehen. Mit einigen seiner früheren Kommilitonen habe er heute noch Kontakt „und auch Professor Bosshart hat sich immer mal wieder gemeldet. Er wollte wissen, wie es mir gehe und wer von meinen Kollegen nun im Journalismus geblieben sei. Sehr nett.“ Genau diese Familiarität zeichne für ihn die Uni Freiburg aus.
Journalismus als Anliegen
Dass Franz Fischlin nicht nur ein erfahrener Journalist, sondern durch sein Studium auch noch ein wenig Kommunikationswissenschaftler ist, merke ich im Gespräch immer wieder. So ist es wohl kaum Zufall, dass ausgerechnet er den „Medienclub“ mit ins Leben rief, den er auch moderiert. „Ich sehe es als meine Aufgabe, Probleme wie zum Beispiel Fake News oder gesponserte Inhalte zu thematisieren. Obwohl der „Medienclub“ von anderen Medien anfangs kritisch beäugt wurde und Fischlin als „elitärer Hund“, wie er selber lachend feststellt, dargestellt wurde, ist er von der Wichtigkeit dieser Sendung überzeugt:
„Mir liegt der Ruf des Journalismus am Herzen.“
Am Herzen liegt ihm auch die Zukunft der SRG. Er macht sich Gedanken darüber, wie es die SRG schaffen kann, den Bezug zu den Jungen nicht zu verlieren. Auch die „No Billag“-Initiative nimmt er sehr ernst: „Ich finde es wichtig, dass wir uns dieser Diskussion stellen und das will ich nicht nur meinen Chefs überlassen, sondern will mich auch selbst dazu äussern können.“ Ruhig, sachlich und differenziert spricht er auch über die anstehenden Herausforderungen des Journalismus. Nicht zuletzt bei diesen Themen merkt man: Franz Fischlin ist Journalist mit Leib und Seele.
Fotocredit: Noah Fend