Ich bin nicht mehr ich selbst. Zumindest innerlich bin ich nicht mehr der Gleiche.“ Wir alle kennen Che Guevara. Wir kennen ihn als den marxistischen Kämpfer, revolutionären Anführer und Helden der Kubanischen Nation. Doch wie wurde aus einem einfachen argentinischen Medizinstudenten einer der einflussreichsten Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts?

1952 beschliesst der 23-jährige Ernesto Guevara eine Pause einzulegen. Eine Pause vom Studium, eine Pause von der Welt, in der er lebt. „Wann, wenn nicht jetzt?“, erklärt er. Gemeinsam mit seinem Freund und Biochemiker Alberto Granado, begibt sich der junge Medizinstudent auf eine Reise quer durch Südamerika.

Auf einem Motorrad namens „die Allmächtige“, vollgeladen mit ihrem Hab und Gut, verlassen die zwei Gefährten die argentinische Hauptstadt in Richtung Abenteuer. Angefangen bei zwei Minenarbeitern bis hin zu einer peruanischen Leprakolonie, begegnen die beiden dabei immer wieder politischen wie auch sozialen Missständen ihres Kontinents. Während Alberto als hoffnungsloser Charmeur und gelegentlicher Tollpatsch das Publikum zum Schmunzeln bringt, wird Guevara, der sich weder fürs Tanzen noch für religiöse Ansichten begeistert kann, als äusserst gewissenhafter und aufrichtiger junger Mann portraitiert. Basierend auf Ernesto Guevaras Reisetagebüchern aus den Jahren 1952, schuf Walter Salles 2004 einen atemberaubenden Streifen rund um das Leben und Reisen des jungen Che.

The motorcycle diaries zeigt nicht einzig die Erlebnisse und Ereignisse eines Roadtrips zweier Kumpanen. Er gewährt dem Zuschauer ferner auch einen Einblick in die schwachen Facetten des jungen Guevara, wie beispielsweise seinem schweren Asthmaleiden oder seiner Liebe zu einer argentinischen Millionärstochter, die er liebevoll mit dem Namen „Chichina“ anspricht. Die stetige Abwechslung zwischen humorvollen Anekdoten und beinahe melancholisch angehauchten Passagen verleiht dem Film eine gewisse Individualität. Mit viel Geschick zollt Walter Salles dem späteren Guerillaführer und Nationalhelden einen letzten Tribut.

Gael Garcia Bernal als Ernesto Guevara in The motorcycle diaries.

Auch in der Filmwelt erntet The motorcycle diaries viel Ansehen und Lob. Nominiert für den Golden Globe in der Kategorie bester fremdsprachiger Film 2005, den Palme dOr in Cannes und Gewinner eines Oscars für die beste Filmmusik für den Titel „Al Otro Lado Del Rio“, katapultiert sich Salles mit seiner Verfilmung ohne Umwege in die Oberklasse der Filmemacher. Auch Gael Garcia Bernal überzeugt in der Rolle des Che nicht nur mit seiner schauspielerischen Leistung, sondern bietet allen Zuschauerinnen im Kinosaal beiläufig auch noch was fürs Auge. Der Film läuft am 23. März 2018 ein zweites Mal am FiFF: verpassen verboten!

Text: Alica Wenger

Fotocredit: zVg