Bereit für einen nachhaltigen Semesterstart? Einige Browser-Erweiterungen helfen euch beim Recherchieren, wie auch dem Planeten und seinen Lebewesen.

Wir alle nutzen tagtäglich das Internet, um beispielsweise herauszufinden, wann welche Veranstaltungen stattfinden oder wie ein Wort geschrieben wird, welches in unserem Kopf nicht ganz korrekt klingt. Suchmaschinen sind somit ein zentraler Bestandteil des Internets für uns. Besonders seit die Debatte zur Eindämmung des Klimawandels ins Rollen gekommen ist, wird das Augenmerk vermehrt auf nachhaltige Suchmaschinen gelegt. Heute nehmen wir vier davon unter die Lupe: Ecosia, OceanHero, OpenTabs und Tab for a Cause.

Ecosia

Ecosia ist wahrscheinlich allen ein Begriff, denn mit Sicherheit konnte diese Suchmaschine enorme Erfolge verzeichnen, seitdem Nachhaltigkeit mehr gefördert wird. Christian Kroll gründete sie 2009 in Berlin nach der Rückkehr von einer Weltreise. Dabei erkannte er die fürchterlichen Auswirkungen der Entwaldung. Nach zehn Jahren erreichte Ecosia ein Zwischenziel von 60 Millionen gepflanzten Bäumen und wurde zudem offiziell klimaneutral. Bis heute konnten die Partnerorganisationen, welche Ecosia finanziell unterstützt, über 141 Millionen Bäume pflanzen.

Suchanzeigen und Werbungen generieren Einnahmen für das Unternehmen. Nach ungefähr 45 solcher Suchen kann ein Baum finanziert werden. Die Anzahl an Bäumen, an deren Pflanzung du beteiligt warst, wird dir auf deinem Benutzerkonto oben rechts angezeigt. Dieses simple Konzept lässt sich auch bei anderen Suchmaschinen beobachten. Pro Monat spendet Ecosia die so erworbenen Gelder zu 30 bis 60 Prozent an lokale Baumpflanzprojekte an über 9’000 Orten in Ländern wie Malawi, Indonesien, Côte d’Ivoire und Brasilien.

So wie andere Suchmaschinen, die Gelder für einen guten Zweck sammeln, veröffentlicht Ecosia monatlich Finanzreporte. Darin sind alle Einnahmen und Ausgaben aufgeschlüsselt. Jeden Monat nimmt das Unternehmen zwischen 2 und 2,5 Millionen Euro ein, davon gehen 30 Prozent bis 60 Prozent an Baumpflanzprojekte. Die restlichen Ausgaben setzen sich aus grünen Investitionen (Reserven, Solaranlagen, regenerative Landwirtschaft), operativen Kosten, Marketing sowie Steuern und Sozialversicherungen zusammen.

Ecosia besteht auf den ersten Blick vermeintlich nur aus einem neuen Tab und einer Suchleiste, aber falsch gedacht. Zusätzlich ist es möglich, im Shop des Unternehmens kleine Wäldchen selbst zu finanzieren. Für kleines Geld (ich spreche hier von bis zu 100 Euro) sucht man sich eine Anzahl Bäume aus und den Zweck dieser Pflanzung. Es reicht von bedrohten Baumarten und Bäumen, die dem Klimawandel entgegenwirken, bis hin zu Bäumen, die für sauberes Wasser sorgen. Diese gesponsorten Bäume könnt ihr jemandem widmen, für diese gute Tätigkeit erhaltet ihr im Nachhinein ein Zertifikat. Überlegt es euch doch gerne.

OceanHero

Im Gegensatz zu Ecosia haben wohl die meisten noch nicht von OceanHero gehört . Dabei arbeitet OceanHero nach einem ähnlichen Prinzip, bloss steht hier Plastik im Mittelpunkt. Besonders ärmere Küstenländer wie Haiti, Indonesien oder die Philippinen haben keine Recycling-Infrastruktur und dadurch ein enormes Plastikproblem. Aus diesen und weiteren Gründen wurde OceanHero gegründet. Mit Tabs und Suchanfragen werden lokale Projekte in den genannten Ländern finanziert. Diese Projekte befreien Strände und Meere monatlich von rund 2 Millionen Plastikteilen.

Bei jeder Suchanfrage werden Muscheln angerechnet, 100 Muscheln ergeben schliesslich eine aufgelesene Plastikflasche. Zudem gibt es bis dato zwanzig Level. Um in ein höheres Level aufzusteigen, muss vorher eine bestimmte Anzahl Flaschen gerettet werden – vergleichbar zu XP in einem Videospiel. Im Durchschnitt ergeben 17 geöffnete Tabs oder 5 Suchanfragen das Äquivalent einer Flasche. Mit dieser Methode unterstützt OceanHero die zwei grossen Partnerorganisationen plasticbank und Waste Free Oceans (WFO). Plasticbank bezahlt die arme Bevölkerung dafür, Plastik am Strand aufzusammeln; WFO hingegen nimmt sich auch Müll in den Meeren vor. Das gesammelte Plastik wird später mithilfe anderer Organisationen im weltweiten Netzwerk recycelt und zu etwas Nützlichem weiterverarbeitet.

Jeden Monat gibt OceanHero bekannt, wie viele Plastikflaschen insgesamt und wie viele jeweils mithilfe von plasticbankund von Waste Free Oceans aufgesammelt wurden. Im Schnitt handelt es sich bei pasticbank um durchschnittlich 1’200kg Plastikmüll, welche von den Stränden entfernt werden. Dazu kommen noch etwa 40’000kg bis 50’000kg Plastikmüll durch Waste Free Oceans. Negativ an der monatlichen Zusammenstellung der Erfolge ist hier jedoch, dass nicht genau ersichtlich ist, wie hoch die Einnahmen sind und wie viel Prozent der Ausgaben in welche Sparten fallen. Aus meiner Recherche nehme ich an, es handelt sich auch um circa 30 bis 40 Prozent der Ausgaben, welche an die lokalen Projekte gehen.

Diese Suchmaschine unterscheidet sich insofern von anderen, dass sie einen sogenannten «Ocean Mode» besitzt, welcher den Hintergrund in einen blauen Ozean mit Korallen und Fischen verwandelt. Das Ambiente ist sehr entspannend, die Internetseite mit allen Informationen ist gespickt mit Bildern und Fakten zum Zustand der Meere. Mitarbeiter*innen werden dort mit persönlichen Profilen vorgestellt, sodass eine gewisse Nähe und Vertrauensbasis entsteht. Darüber hinaus findet sich ein enzyklopädischer Teil auf ihrer Website, in dem verschiedene Tierarten genauer beleuchtet werden. Möchtet ihr etwas über bestimmte Haie lernen oder interessieren euch Albatrosse? Oder habt ihr euch schon einmal gefragt, wie Seedrachen aussehen? In jedem dieser Fälle lohnt es sich, mal in die Enzyklopädie hineinzuschauen. Zum Schluss noch eine Besonderheit: In der Beta-Version hat es die Möglichkeit, Spiele zu spielen oder an Umfragen teilzunehmen und dadurch weitere Muscheln zu sammeln. Perfekt für Zugfahrten, bei denen man den Kopf abschalten möchte (oder sehr langweilige Vorlesungen).

OpenTabs

Wenn wir über OpenTabs reden, können wir nicht direkt von einer Suchmaschine sprechen. Wie der Name schon vermuten lässt, generiert OpenTabs Einnahmen über gezeigte Werbung auf einem neuen Tab. Ziel ist es nicht, neue Bäume zu pflanzen wie bei Ecosia, sondern bereits bestehende Flora zu schützen und zu pflegen. Dieser Prozess sei weitaus effektiver, um dem Klimawandel entgegenzuwirken, zum anderen koste diese Arbeit auch weniger. In dieser Wirkungsweise können auch Menschen, die unter zwei Dollar pro Tag zur Verfügung haben, durch ihre nachhaltige Arbeit mehr verdienen. So entschloss sich der Gründer Umberto Greco, damals ein spanischer Student, zusammen mit Catharina Doria, einer Masterstudentin in Business Analytics and Big Data, diese Website 2019 ins Leben zu rufen. Kompatibel ist OpenTabs mit Google Chrome, Safari, Microsoft Edge und Mozilla Firefox.

Die Anwendung ist nutzerdefinierbar, denn bis zu drei Werbungen können auf der Seite angezeigt werden. Bei drei Werbeanzeigen braucht es nur drei Tabs, um einen Baum im Regenwald zu schützen. Möchte man lieber einen minimalistischeren Desktop haben, bietet sich eine Werbeanzeige an – dafür benötigt es fünf Tabs, um dasselbe Ziel zu erreichen. Zusätzliche Hilfe zu diesem Projekt bietet Rainforest Trust, eine weitere globale Organisation.

OpenTabs kann monatlich noch nicht viele Einkünfte verzeichnen; im März letzten Jahres gab es keinen einzigen Euro, der in das Projekt geflossen ist. Seitdem aber steigt die Zahl der Einnahmen an auf 2’149 Euro im September 2021. Das lag wohl vor allem an dem Marketing über TikTok und Instagram. Von dieser Summe konnten schon über 440’000 Bäume gepflegt werden.

Eine Suche auf dem neuen Tab kann auch durchgeführt werden, dazu sind verschiedene Suchmaschinen wählbar – ob Google, Duckduckgo, Ecosia, OceanHero oder gar Pinterest. Zu jeder Uhrzeit des Tages wartet eine nette Begrüssung auf dich wie «Good morning» oder «Good afternoon». Die Hintergrundbilder wechseln jeden Tag, dennoch gibt es eine Option, lediglich ein festes Bild auszuwählen. Ein Zähler zeigt dir kontinuierlich, wie viele Tabbing Points du gesammelt hast, daneben die Gesamtzahl der von der Community geretteten Bäume. Shortcuts zu Streaming-Plattformen oder sozialen Medien oben links erleichtern ein schnelles und handliches Bedienen.

Tab for a Cause

Zum Schluss möchten wir noch eine Erweiterung für Chrome, Safari und Microsoft Edge vorstellen, die durch Werbeeinnahmen auf Tabs gemeinnützige Projekte finanziert. Tab for a Cause hat seit 2011 schon 1,3 Millionen Dollar einnehmen können. Doch wofür setzt sich diese Seite ein?

Jedes Mal, wenn ihr einen Tab öffnet, wird euch ein Herz angerechnet. Diese Herzen sind oben in der rechten Ecke einsehbar. Auch können auf andere Weisen Herzen hinzukommen, beispielsweise durch eine Einladung an Freund*innen oder durch das Schauen eines Videos. Ihr könnt dann entscheiden, wie viele Herzen ihr an verschiedene Initiativen verteilen möchtet – zehn Partnerorganisationen stehen immer zur Option. Um ein paar der Projekte aufzulisten: Action Against Hunger, Room to Read, water.org, Human Rights Watch und The Foundation to Decrease Worldsuck. So habt ihr die Möglichkeit, euch für Bildung, Menschenrechte, Tierschutz und gegen Hunger gleichzeitig einzusetzen. Pro Quartal stehen ausserdem zum Beispiel Naturkatastrophenhilfe oder der Schutz von Trans*leben mit auf der Liste. Nach Ende des Quartals werden etwa 30 Prozent der Gesamteinnahmen an die verschiedenen Projekte ausgezahlt, je nach Anzahl der durch die Nutzer*innen vergebenen Herzen.

Auch Tab for a Cause listet auf den Cent genau auf, welche Projekte wie viel finanzielle Unterstützung erhalten. Teilweise sammeln sich Beträge in Zehntausenderhöhe für die Initiativen. Neben den Spenden setzen sich die Ausgaben noch aus Marketing, Löhnen, Anstellungskosten, Bürokosten, Service- und Softwarekosten sowie Reserven zusammen. Dazu finden sich immer die Definitionen und Bemerkungen zu den Teilbereichen. Tab for a Cause vergleicht seine Einnahmen oft mit Beträgen aus vorherigen Quartalen oder Jahren.

Ähnlich wie OpenTabs strahlt Tab for a Cause ein ruhiges Ambiente aus und bietet einige praktische Widgets. Natürlich gibt es einen Platz für Lesezeichen, andererseits ist es möglich, Notizen und To-Do-Listen auf dem Tab hinzuzufügen. Insbesondere beim Lernen kann ich empfehlen, diese zu nutzen. Leider sind bisher aber nur wenige Suchmaschinen einstellbar (Google, Bing, Ecosia und DuckDuckGo). Ich kann mir aber vorstellen, dass in Zukunft auch OceanHerohinzukommen wird, da das Team von Tab for a Cause immer neue Wege findet, möglichst alle Facetten des nachhaltigen und ethischen Spektrums abzudecken.

Jetzt seid ihr dran!

Der Umstieg auf nachhaltige und grüne Suchmaschinen ist simpel und es fühlt sich nicht viel anders an als mit Google oder Bing. Niemand ist zu klein, um einen Unterschied zu machen. Wofür auch immer ihr euch engagiert – Aufforstung, Menschenrechte, Recycling oder Bekämpfung der Umweltverschmutzung – ihr findet garantiert die passende Suchmaschine.

Wenn ihr mehr erfahren möchtet, schaut euch doch gerne die weiterführenden Links an. Wir wünschen euch ein fröhliches Surfen und bis bald!

Weiterführende Links:

Der Blog von Ecosia: https://de.blog.ecosia.org/

Is Ecosia legit? https://www.youtube.com/watch?v=z1AVgbI_1r0

Galileo bei Ecosia: https://www.youtube.com/watch?v=La5KECtoLDs

Was ist OceanHero? https://www.youtube.com/watch?v=icv88p42UD0

Website von OceanHero: https://oceanhero.today/

Was ist OpenTabs? https://www.youtube.com/watch?v=h8q4zSIVCzA

OpenTabs als Chrome Extension: https://app.opentabs.org/tabbing/6130f4d666430f0e3de2c5c9

Was ist Tab for a Cause? https://www.youtube.com/watch?v=EJiQ9i-rCJM

Tab for a Cause als Erweiterung: https://tab.gladly.io/?u=Helene-Shirley