Im Naturhistorischen Museum Bern läuft aktuell die Ausstellung „Insektensterben – Alles wird gut“. Besuchende werden auf eine optimistische Reise ins Jahr 2053 mitgenommen.

Wir leben in einer Zeit, in der die Arten- und Pflanzenvielfalt allmählich zu verschwinden scheint. Mit ihr droht auch das Brummen, Flattern, Zirpen und Summen der Insekten zu verstummen. In den letzten drei Jahrzehnten sind knapp drei Viertel der Biomasse an Fluginsekten verloren gegangen. Dies stellt die Menschheit vor ein gewaltiges Problem. Denn Insekten spielen eine entscheidende Rolle im natürlichen Gleichgewicht. Die Frage, ob nun alles verloren sei, beantwortet die Ausstellung zum Insektensterben mit „Alles wird gut.“ Den Grund für diese optimistische Antwort auf eine so hoffnungslose Frage erklärt der Kurator Simon Jäggi: „Obwohl alle Zutaten da waren für eine deprimierte Ausstellung, bevorzugten wir es, der Ausstellung einen positiven Dreh zu geben.“

Ohne Insekten kein Leben

Wir Menschen sind auf jedes Insekt angewiesen. Einerseits spielen die Insekten eine wichtige Rolle in der Bestäubung der Pflanzen. Diese bilden wiederum die Grundlage für viele Nahrungsmittel. Andererseits stellen Insekten für Vögel, Amphibien und andere Tiere eine bedeutende Nahrungsquelle dar. Zudem zersetzen sie abgestorbene Pflanzen und Aas. Deshalb kann das Insektensterben verheerende Folgen haben. Forschenden zufolge ist der Rückgang an Insekten auf landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen sowie in Wäldern und auf Wiesen am grössten. Wir befinden uns mitten in einem globalen Artensterben. Dies ist mit dem Massensterben von unzähligen Lebensformen vor etwa 60 Millionen Jahren vergleichbar, welches zum Aussterben der Dinosaurier führte.

 

 

Es gibt noch Hoffnung!

Bei vielen, vor allem jungen Menschen ist deshalb der Gedanke an die unzähligen Risiken der Zukunft mit einem mulmigen Gefühl verbunden. Genau da setzt das Naturhistorische Museum Bern an. Während dem Besuch der Ausstellung wird man mittels einer durchdachten und interaktiven Art ins Jahr 2053 befördert. Anstelle sich in der erwarteten Katastrophe wiederzufinden, blickt man auf das Jahr 2023, in dem es zahlreiche wirkungsvolle Ansätze und Initiativen gibt. Diese Massnahmen zeigen, wie man das grosse Insektensterben im Jahr 2023 verhindert hat. Dadurch weist die Ausstellung auf eine optimistische und lösungsorientierte Herangehensweise zu einem beängstigenden Thema hin. „Wir stecken in einer Multikrise,“ begründet Simon Jäggi diese Wahl. ,,Jeder kann es bei sich selbst sehen. Wenn man den ganzen Tag mit schlechten Nachrichten konfrontiert wird und dann noch wir mit der Biodiversitätskrise kommen, dann ist das nicht die richtige Art und Weise, an die Leute ranzukommen.“

Protagonist:innen und ihre Geschichten

Die Ausstellung arbeitete mit verschiedenen Protagonist:innen zusammen, welche im Jahr 2023 an der Rettung der Insekten beteiligt waren. Die Besuchenden erfahren von einem Insektenspezialisten, einem Förster, einem Pestizidforscher, einer Landwirtin und einer Gruppe von Aktivist:innen, was sie initiiert hatten. Dies geschieht jeweils in einem dafür individuell gestalteten Raum. Die Räume verkörpern Themenfelder wie „Pestizide“ oder „Lebensräume“. Ausserdem haben die Besuchenden die Möglichkeit, aktiv mit einigen der ausgestellten Inhalte zu interagieren.

 

 

Gemeinsam handeln für die Zukunft

Obwohl es nicht möglich ist, das Insektensterben rückgängig zu machen, so kann man zumindest dessen Ausmass verringern. Jäggi merkt an, man kenne schon viele Gründe und Lösungen für das Thema. Nun ginge es nur noch darum, diese umzusetzen: „Wir möchten Menschen dazu ermutigen, zu erkennen, dass es zahlreiche Möglichkeiten gibt, um positive Veränderungen herbeizuführen. Diese reichen von den grossen Hebeln der Politik, der Wirtschaft, der Landwirtschaft und des Umweltschutzes bis hin zu den kleinen Hebeln, die jeder zu Hause in seinem eigenen Garten oder beim Einkaufen umsetzen kann.“

Noch bis im November 2024 können Besuchende im Naturhistorischen Museum die vielfältigen Lösungsansätze erkunden. Hoffentlich wird damit das Summen der Insekten eines Tages wieder zu einem vertrauten Klang in unserer Umwelt.

 

Text und Fotos Jelka Zehnder