Rún, Hanna und Milo sind die Gesichter hinter dem Instagram-Account @queerkaff_ow. Im Interview erzählen sie von Regenbogenstickern, der SVP und Mastektomien.  

Liebe Rún, Hanna und Milo: Warum habt ihr den Instagram-Account @queerkaff_ow erstellt?

Rún: Viele junge Leute, besonders Queers, ziehen aus Obwalden weg in grosse Städte, sobald sie können. Die Landflucht ist bei Queers wirklich sehr hoch. Das wollen wir mit unserem Instagram-Account ändern.

Hanna: Unsere Zielgruppe sind junge Queers in Obwalden, die sich allein fühlen. Die wollen wir erreichen und ihnen zeigen, dass sie eben nicht allein sind.

Rún (lacht): Basically genau das, was wir damals selbst gerne gehabt hätten. Heute schreiben uns viele ältere Queers, dass sie nicht so schnell weggezogen wären, wenn es «Queerkaff» schon früher gegeben hätte. Das ist für uns natürlich ein tolles Feedback! Unser Instagram-Account hat meine beste Freundin Anna Mitrovic sogar dazu inspiriert, dasselbe Konzept durch den Instagram-Account @friqueers queeren Studierenden in der Stadt Freiburg anzubieten.

 

Was bietet ihr euren Followern alles an?

Rún: Wir haben den Instagram-Account im Juni 2021 erstellt und anfangs hauptsächlich Memes rund ums Thema Queersein auf dem Land gepostet. Ausserdem beantworten wir viele DMs. Darunter gibt es auch persönliche Sachen wie: Hey, meine Eltern haben so und so auf mein Outing reagiert, habt ihr Tipps? Ein bisschen seelsorgemässig also.

Hanna: Später haben wir dann auch angefangen, Regenbogensticker und weitere Sticker mit queeren Sujets zu verkaufen, um mit den Einnahmen kleinere Events wie gemeinsame Picknicks zu organisieren. Wir haben aber auch schon grössere Events in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen durchgeführt, zum Beispiel eine Kleiderbörse mit der Jugendgruppe Queerpuzzles aus Schwyz. Im Sommer 2023 hat uns die Jugendorganisation Milchjugend dann angeboten, dass sie unsere Ausgaben in Zukunft übernehmen.

 «Wir beobachten, dass unsere Community immer jünger wird.»

 

Wie sieht eure Community aus?

Rún: Die meisten Teilnehmenden an unseren Events sind aus Obwalden.

Hanna: Ja, das schon. Aber wir hatten auch schon plötzlich Leute aus Zürich da, ein paar aus Luzern. Die Anzahl Teilnehmende ist dafür immer sehr unterschiedlich und man kann es vor einem Event auch sehr schlecht sagen.

Rún: Wir beobachten aber, dass unsere Community immer jünger wird. Als wir angefangen haben, waren die Jüngsten etwa 16 oder 17 Jahre alt. Mittlerweile sind die Jüngsten 12 Jahre alt. Die Jugendlichen beschäftigen sich mit dem Thema immer früher und suchen dann bei uns Hilfe. Das ist etwas, das uns aufgefallen ist.

Auf Instagram schreibt ihr auch über eine Spendenaktion…

Rún: Das stimmt. Momentan läuft ein Crowdfunding für Milos Mastektomie, also Brustentfernung. Man muss ja in der Schweiz immer noch einen grossen Betrag selbst übernehmen, auch wenn es in dem Sinne über die Krankenkasse abgehandelt wird. Es ist eigentlich ein privates Crowdfunding, aber weil Milo ein Teil unseres Teams ist, haben wir das auch bei uns auf Instagram gestellt. Es gibt viele Leute, die einmal etwas zurückgeben möchten, und das ist ein möglicher Weg.

Milo: Es hat mir auch nichts ausgemacht, das öffentlich zu machen, weil ich vorher schon recht öffentlich war mit meiner Maturaarbeit. Ich habe einen Infoguide zu LGBTQ für Lehrpersonen und Schulleitungen geschrieben. Dafür habe ich auch den Instagram-Account @infoguide­_lgbtqia erstellt. Ich hatte auch nicht wirklich Angst vor Hasskommentaren, da hatten wir nämlich bisher gar keine Probleme.

Engagiert ihr euch auch politisch?

Rún: Wir haben von Anfang an beschlossen, nicht parteipolitisch zu sein. Klar, wir drei sind im Privaten alle der Meinung: Fuck SVP, aber weil wir in Obwalden sind, haben wir gesagt: Das Queersein und die politische Einstellung haben eigentlich nichts miteinander zu tun. Viele sagen zwar, dass Queersein links ist, aber es gibt ja auch rechte Queers. Also es hängt ja nicht direkt mit der politischen Einstellung zusammen. Darum haben wir gesagt: Klar sind wir politisch, weil halt das Thema leider Gottes politisch ist, aber parteipolitisch sind wir nicht!

Text Sophie Sele

Illustration @queerkaff_ow


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Dann schau auf dem Instagram-Account @queerkaff_ow von Rún, Hanna und Milo vorbei!