Der Schnee ist fester Bestandteil der Winterzeit. Egal ob Schneemänner oder der Mangel an Schnee aufgrund der Klimaerwärmung, im Winter dreht sich alles um das kalte Weiss aus den Wolken.
Mit Schneestiefeln durch den Puderschnee spazieren gehört genauso zum Winter wie die Weihnachtszeit und Guetzli backen. Doch der Schnee kann auch seine tückischen Seiten haben. Ausrutschgefahr und Kälte prägen das Bild vom Schnee genau wie schöne Schneeflocken und freundliche Schneemänner. Doch wieviel wissen wir über das kalte Nass von oben? Hat Michelangelo wirklich den ersten Schneemann gebaut? Und wieso streut man eigentlich Salz über den Schnee auf Strassen?
Die Männer aus Schnee
Wenn der Schnee im Winter anfängt von den Wolken zu fallen, freuen sich viele Kinder und Erwachsene darauf, Schneemänner zu bauen. Das Formen einer Figur aus Schnee ist nicht so einfach. Damit der Schnee kompakt zusammenbleibt, muss er die richtige Konsistenz haben. Zu pudrig und die Figur fällt sofort auseinander. Das erfolgreiche Bauen einer Figur aus Schnee braucht also Geduld und auch etwas Glück.
Schneemänner gehören so fest schon zum Winteralltag, dass viele wohl gar nicht wissen, woher sie kommen. Es ist auch eine eher unerwartete Entstehungsgeschichte, die zu unserem heutigen Schneemann geführt hat. Laut Biografen soll nämlich der Renaissance Künstler Michelangelo im Jahr 1494 eine Skulptur aus Schnee gebaut haben. Im Jahr 1595 hat William Shakespeare in seinem Buch «Richard II» von einer menschlichen Schneeskulptur gesprochen. Namentlich wurde der Schneemann aber zum ersten Mal im Jahr 1770 von Christian Felix Weisse in einer Liedersammlung erwähnt. Der Ursprung des Schneemanns findet man also in hohen kulturellen Kreisen. Vor dem 19 Jahrhundert galten Schneemänner als Personifikation des Winters. Sie wurden daher als angsteinflössend wahrgenommen. Die Gesichter wurden mit grimmigen Ausdrücken geformt. Der Schneemann galt als Erinnerung und Warnung an die harte Zeit im Winter voller Hunger und Kälte. Erst nach dem 19 Jahrhundert änderte sich diese Wahrnehmung des Schneemannes. Sie wurden zu Begleitern von Kindern, um mit ihnen Spass zu haben. Schneemänner erhielten neu einen freundlichen Charakter.
Individualität des Schnees
Einer der wohl meistbekannten Fakten über den Schnee ist das keine Schneeflocke gleich ist wie die nächste. Jede Schneeflocke hat demnach eine einzigartige Form. Aber eigentlich Schneeflocken nicht die fantastischen Sterne, welche man von Ausmalbildern aus der Schulzeit kennt. Das sind Schneekristalle. Um diese und andere Unterschiede klarzustellen, gibt es sogar die Schneeflocken-Forschung.
Zuerst jedoch, was sind den jetzt Schneeflocken und was sind Schneekristalle? Als Schneeflocken beschreibt man Klumpen, die aus mehreren zusammensteckenden Schneekristallen bestehen. Die Schneeflocken sind daher chaotische Gebilde, die keinen bestimmten Regeln folgen. Bei den Schneekristallen sieht das wieder anders aus. Die meisten Schneekristalle bestehen aus einem sechseckigen Prisma, welche noch nicht den uns bekannten typischen Darstellungen entsprechen. Diese fantastischen Formen entstehen erst durch die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit und den Weg, welche die Schneekristalle durchleben. Die typische Sternenformen entwickeln sich vor allem bei kalten Temperaturen. Interessant dabei ist, dass aufgrund der Molekularstruktur des Wassers nur 60 oder 120 Grad Winkel möglich sind. Schneeflocken bestehen also aus solchen Schneekristallen, welche durch ihre Reise aus den Wolken sich zusammengebildet haben.
Die ersten Fotos von Schneekristallen wurden 1879 von Johann Heinrich Ludwig Flögel gemacht. Weltweite Bekanntheit bekamen die filigranen Formen der Schneekristalle aber erst 1931 als der US-Amerikaner Wilson Bentley 2400 verschiedene Schneekristalle fotografierte und in seinem Buch «Snow Crystals» veröffentlichte. Die schönen und komplexen Formen gewannen daraufhin Beliebtheit und Bewunderung in der ganzen Welt. In Japan ging die Forschung rund um Schneekristalle bald darauf weiter. Der Physiker Ukichiro Nakaya war sogar im Stande Ende 1930er Jahre künstliche Schneekristalle wachsen zulassen. Nakaya entdeckte insgesamt 41 Grundformen von Schneekristallen. In den nächsten 30 Jahren verdoppelte sich diese Anzahl an gefunden Grundformen gleich. Heute sind der Schneeflocken-Forschung 121 Grundformen bekannt. Die individuell möglichen Formen bleiben jedoch unendlich. Die Forschung vermutet also, dass es kaum sein kann, dass jemals zwei identische Schneekristalle aus den Wolken gefallen sind.

Salz: Schneefeind Nummer eins
Glatteis und Schnee sind gefährliche Unfallstifter im Winter. Egal ob beim Autofahren oder zu Fuss die Ausrutschgefahr im Winter ist gross. Daher werden Strassen und Trottoirs geputzt und mit Salz bestreut. Doch wieso das Salz? Im Winter gilt es als Erzfeind des gefährlich schliefrigen Schnees, aber den wenigsten ist wohl bewusst, wieso dies so ist.
Die Erklärung ist einfacher als gedacht. Salz hat die Eigenschaft den Gefrierpunkt von Wasser zu senken. Je nach Konzentration des Salzes kann der Gefrierpunkt so von 0 Grad Celsius auf -10 bis -21 Grad Celsius gesenkt werden. Das Gefrieren des Schnees und damit die Rutschgefahr wird durch das Bestreuen mit Salz also verhindert. Bei viel Schneefall muss zuerst die Mehrheit des Schnees aber weggeräumt werden. Dies da das Salz auch den Schmelzprozess antreibt. Das funktioniert jedoch nur wenn die Salzkonzentration hoch genug ist. Bei zu viel Schnee und Eis kann das Salz nicht mehr viel bewirken. Dieser Schmelzprozess kann aber auch dazu genutzt werden, den Schnee zu optimieren. So kommt bei Skirennen oftmals auch Salz zum Zug, um die Pisten für die Skifahrerinnen und Skifahrer härter zu machen. Wenn auf eine weiche, nasse Piste Salz gestreut wird, setzt der Schmelzprozess ein. Das Schmelzen braucht jedoch Energie, welche im Gegenzug die Piste härter macht, da sie kälter wird unter der oberen Schicht Schnee, welcher wegschmilzt. Dies ist jedoch nur eine kurzfristige Lösung und kann auch das Gegenteil bewirken. Wird zu viel Salz eingesetzt, wird der Schmelzprozess zu erfolgreich und die Piste wird weicher und matschig.
Wobei in der Schweiz Salz als Schnee-Killer eingesetzt wird, gibt es in anderen Ländern weiter Lösungen. In Bayern zum Beispiel wird nicht Salz, sondern Gurkenwasser eingesetzt. Ein Pilotprojekt dazu startete im Jahr 2019. Ziel dabei war es, dass das Salzwasser aus der Essiggurkenproduktion weiterverwendet werden kann. Bis dahin war dies reines Abfallprodukt. Das Ziel war demnach den Salz- und Wasserverbrauch im Winter einzudämmen und die Umwelt zu schonen.
Tschüss, Schnee
Der Schnee auf den Bergen gehört zur Schweiz sowie Schokolade und Fondue. Doch weisse Weihnachten gab es auch in einem Schneeland wie der Schweiz in den letzten paar Jahren eher selten. Der Grund dafür wohl die Klimaerwärmung. Aufgrund der steigenden Temperaturen bleibt der Schnee in vielen Ländern, wo es vor 30 Jahren noch zu erwarten war über den ganzen Winter Schnee zuhaben, fern. Laut dem Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) waren in den letzten 30 Jahren vor allem Regionen im Mittelland extrem schneearm. Ihre Messstationen unter 1300 m.ü.M. zeigen einen klaren Trend auf, der sagt, dass die Schweiz immer mehr schneearme Winter zu verzeichnen hat. Bei Stationen über 2000 m.ü.M. sind in diesem Bezug noch keine statistisch relevanten Messungen vorhanden. Anders sieht dies aus bei der gemessenen Dauer des Schneefalls. Die Mehrheit der SLF-Messstationen zeigen einen klaren Rückgang in der Anzahl Tage, bei denen es schneebedeckte Böden gibt. Dabei ist die Höhenlage und der Standort der Messtation nicht relevant. Verantwortlich dafür ist wohl die immer früher einschreitende Schneeschmelze im Frühling. Die Messungen des SLF zeigen klar, dass der Schneefall in der Schweiz stark zurück geht.
Die Forscher: innen des SLF prophezeien, dass die natürliche Schneedecke in der Schweiz bis Ende des Jahrhunderts bis 70% abnehmen kann, wenn klimaschädliche Emissionen nicht signifikant eingedämmt werden. Dass würde auch bedeuten, dass nur noch in Höhen über 2500 m.ü.M. noch der Betrieb von Skigebieten möglich ist. Im Ganzen würde die Skisaison in der Schweiz um einen halben bis sogar einen ganzen Monat kürzer ausfallen. Für ein Land wie die Schweiz, die wirtschaftlich vom Winter- und Skitourismus stark profitiert ist es also um so wichtiger, die von der Klimaerwärmung entstandenen Schäden am Schneefall zu verkleinern.
Egal ob Gurkenwasser zur Bekämpfung der Rutschgefahr oder die einzigartigen Formen der Schneekristalle, der Schnee ist sehr vielfältig. Doch was sicher ist, beim ersten Schneefall diesen Winter werden wieder viele Herzen höherschlagen. Den was wäre der Winter ohne den Schnee?
Text und Illustration Franziska Schwarz
