Wasser ist Leben. Sein Sein ist poetisch, das Bedürfnis danach politischer Sprengstoff. Es ist unser Alltag. Wir tragen gesellschaftliche Verantwortung dafür und beschäftigen uns seit jeher damit, ob als Mythos oder Untersuchungsgegenstand. Das alles und mehr ist Wasser.

Es tropft. In rhythmischer Regelmässigkeit. Unaufhörlich. Sammelt sich, beginnt zu fliessen. Abwärts, immer abwärts, hinterlässt es seine nasse Spur. Seine erfrischende Kühle. Weich, reibungslos, geschmeidig. Kleinste Kugeln, limpid, bahnen sich ihren Weg, werden zu Linien, zu Ästchen. Erst einsam, dann sich mit anderen vereinend: Aus Ästchen wird ein Ast und die Äste werden zum Fluss. Abwärts, immer abwärts. Schau nur, wie es sich abermals sammelt, in einem Becken aus Dreck und Gestein! Nun, scheinbar still, bohrt es sich weiter. Fluss, See, Fluss. Boden, Fluss, als Dampf in der Luft. Berg, Bach, See. Ewiges Eis. Und immer wieder Meer.

Niemand kann es stoppen und alle brauchen es. Es ist unverzichtbar, nur scheinbar unzerstörbar und unendlich wiederverwertbar und furchtbar schlecht verteilt. Ungefähr zwei Drittel der Weltbevölkerung leiden mindestens einen Monat im Jahr unter Wasserknappheit. Dem Wasser ist das herzlich egal, nur lächerliche 0,3 Prozent seiner Vorräte sind Trinkwasser. Schliesslich beherrscht es die sieben Weltmeere!

Es ist immer auf Achse, immer unterwegs. Über autobahnartige Ströme führt es Fische, Schildkröten und andere Wesen der Ozeane zu ihrem Ziel. Mal kalt und mal warm, stürmt es eifrig voran. Es fühlt sich angezogen von der Sonne und vom Mond, was in den täglichen Gezeiten mündet, in Ebbe und Flut. Hoch steht es im Kurs in Wirtschaft und Politik. Wer möchte besitzen und wer lieber nicht? „Nestle“ würde sich freuen, wenn Wasser zur Ware würde, bereits jetzt kauft das Unternehmen Wasserrechte auf der ganzen Welt. Zugleich anerkennt es die UN-Vollversammlung  seit 2010 als Menschenrecht. Wir Menschen brauchen Wasser, 1,5 Liter am Tag sind wünschenswert, Trinken innerhalb der nächsten drei Tage essentiell. Und es steht geschrieben, „ohne dich ist die Erde wüst und wirr“. Poseidon wusste das Wasser zu lenken. Mit Dreizack in der Hand wirbelte er es auf und schickte Odysseus auf Reisen. Schiffe verdanken ihm die Existenz. Schwimmen, Floss, Boot oder war es schwimmen, Floss, Surfbrett? Wir bewegen uns auf und in ihm und manch einer behauptet sogar, dass bestimmte Menschen darüber gehen können.

Flüssig trägt es seinen Namen. Fest wird es zu Eis. Und als Wasserdampf ist es in seiner Gasform. Keinem anderen Stoff gelingt es in allen drei Aggregatszuständen zugleich, natürlich vorzukommen. Sein Molekül baut Brücken, Wasserstoffbrücken. Wasserstoff alleine reicht jedoch nicht aus, um es zu bilden. Erst zusammen mit Sauerstoff ergibt sich H2O.

Eine ganze Welt hält es sauber. Täglich wäscht es uns unter der Dusche die letzten Resten Schlaf aus den Augen. Weltweit liegt der Süsswasserbedarf bei ungefähr 4’370 km3 jährlich, die nachhaltige Nutzung jedoch bei 4’000 km3. Doch bei uns hat sich die Debatte über den Wasserverbrauch längst verschoben. Der Energieverbrauch steht neu im Zentrum. Warm oder kalt? 3-Minuten-Ei im Dampf oder im Flüssigen? Am besten im Eierkocher. Wasserkocher. Spiegelei? Baden alleine oder zu zweit, beides hat seine Vorteile.

Wasser ist Grundlage des Lebens auf Erden. Wo es Wasser gibt, gibt es Leben, heisst es. Der blaue Planet und seine entscheidende, vielleicht sogar wichtigste Substanz. Thales von Milet nannte es den Urstoff allen Seins, Empedokles machte es zu einem der vier Elemente neben Feuer, Luft und Erde, wie sie auch Aristoteles benannte. Und ich springe nun hinein ins kühle Nass, das nenn’ ich Sommerspass!

Bild: Gravure de l’ouvrage D. Stolcius von Stolcenberg, 1624, Viridarium chymicum, Francfort-sur-le-Main Représentation des 4 éléments. De gauche à droite : la terre, l’eau, l’air et le feu