Letztes Jahr feierte das Fri-Son erst noch seinen dreissigsten Geburtstag. Ein Jahr später ist die Zukunft des Clubs an der Rue de la Fonderie bereits ungewiss. Pläne für eine Überbauung gefährden das weitere Bestehen des Kulturbetriebs an seinem jetzigen Standort. Nun wendet sich das Fri-Son an die Behörden und die Bevölkerung.
Von Nina Graf
Das Fri-Son kann in der jetzigen Grösse nicht mehr wettbewerbsfähig bleiben. Generalsekretär Gil Vassaux sagt, eine Vergrösserung des Clubs sei ein unausweichlicher nächster Schritt, um mit der Konkurrenz in Zürich, Bern und Genf mithalten zu können. Momentan fasst der Konzertveranstaltungsort 1200 Personen, doch um nicht unterzugehen, muss die Kapazität auf zwei- bis dreitausend Gäste vergrössert werden.
Jedoch kamen dem Frison überraschend Baupläne in die Quere. Im Januar 2014 wurde die Überbauung des Hügels Butte de la Fonderie beschlossen. Auf der anderen Strassenseite des Fri-Sons, wo bis anhin nur Wald und Wiese zu sehen waren, wird ein Komplex mit mehreren Blöcken errichtet. Doch wo Wohnquartier und Nachtleben aufeinandertreffen, sind Lärmklagen vorprogrammiert.
Deshalb rief letztes Jahr das Fri-Son-Team das Unterstützungskomitee „Fri-Son im Zentrum“ ins Leben. Heute zählt es bereits über tausend Mitglieder, die für einen zentralen Standpunkt des Clubs einstehen und die Forderungen des Fri-Sons gegenüber den Behörden unterstützen wollen.
Zwei mögliche Zukunftsszenarien
Mit „Fri-Son im Zentrum“ haben die Organisatoren zwei Lösungen herausgearbeitet, wie sie mit Unterstützung der Behörden den Club in Freiburg behalten können. In der Kurzfassung bedeutet das: bleiben oder den Standort wechseln..
Blieben sie im jetzigen Gebäude, müssten die Behörden dafür sorgen, dass das Bestehen des Clubs nicht durch zukünftige Konflikte mit den neuen Nachbarn gefährdet wird.
Die zweite Möglichkeit wäre der Umzug in die „blueFACTORY“, das Areal der ehemaligen Cardinal Brauerei, welches von der Stadt aufgekauft wurde. Würden die Behörden den Raum ans Fri-Son-Team vergeben, wäre gleichzeitig das Platzproblem gelöst. Ausserdem könnte neben dem normalen Konzert- und Lokalbetrieb auch ein Kompetenzbüro für zeitgenössische Musik errichtet werden.
Nur im Zentrum
Laut Generalsekretär Vassaux sind dies die einzigen Möglichkeiten, da sonst in der Stadt kein anderer Raum zur Verfügung steht. Ein Standortwechsel in die Peripherie, wie beispielsweise nach Marly oder Givisiez, sei keine Option. In einer Stadt wie Freiburg, wo alle kulturellen Angebote in Geh-Distanz sind, muss auch das Fri-Son zu Fuss erreichbar sein, ansonsten bleiben die Gäste aus. Müsste das Fri-Son aus dem Zentrum der Stadt raus, würde dies das Ende des Fri-Sons, wie man es bis anhin kannte, bedeuten. Die Folgen, die ein Gästeschwund mit sich brächten, wären entweder erhöhte Einlass- und Getränkepreise oder der Verlust der finanziellen Selbstständigkeit des Kulturunternehmens. Bis dato finanziert sich das Fri-Son zu 80% selbst und nur zu 20% wird es von staatlichen Organisationen subventioniert. Der Anteil der finanziellen Unterstützung durch Dritte ist vergleichsweise gering, die meisten kulturellen Organisationen werden stärker fremdfinaniert.
Auf Unterstützung angewiesen
Doch warum soll man sich darüber Gedanken machen, bevor die Wohnungen überhaupt gebaut sind? Vassaux versteht das Komitee als eine notwendige proaktive Massnahme, um den Problemen zuvorzukommen. Denn: „‘Wir waren früher hier‘ ist kein Argument“, bedauert Vassaux. Also ist an Aufhören nicht zu denken: „Wir wissen bis jetzt zwar noch nicht wo. Aber wir wissen, dass wir weitermachen.“
„Fri-Son im Zentrum“ sei nicht gegen die Stadt gerichtet, sondern eine Aktion für und mit ihr. So soll das Komitee nicht bloss eine Forderung an die Behörden sein. Die Mitgliederzahl zeigt die Sympathie, die dem Unternehmen entgegengebracht wird, und die feste Verankerung, die es im Nachtleben der Stadt und Umgebung geniesst.
Die Organisatoren bauen auf die Unterstützung aus der Bevölkerung und das Engagement von Stadt und Kanton, um eine baldige Lösung zu finden. Denn weder ein Fri-Son ohne Freiburg noch ein Freiburg ohne Fri-Son ist denkbar.
Willst auch Du das Fri-Son unterstützen? Auf der Homepage www.fri-son.ch findest du den Link zu „Fri-Son im Zentrum“ wo du dich eintragen kannst.