Gustav ist ein Name, den es sich zu merken lohnt. Der Freiburger Liedermacher erfreut sich wachsender Beliebtheit und weiss sein Publikum mit viel Charme und Witz in seinen Bann zu ziehen. In seinen Liedern spielt er mit der Zweisprachigkeit der Schweiz und untermalt die Texte mit eingängigen Melodien. So entsteht ein nostalgisches Gefühl von Heimat und Geborgenheit.

Von Joshua Guelmino

Triefend vor Nässe trete ich in die wohlige Wärme einer kleinen Bar in der kleinen Stadt Olten. Der Raum ist überschaubar und gut gefüllt. Die Scheinwerfen hüllen die Bühne in ein schummrig orange-rotes Licht und ein Mann mit Glatze und ostdeutschem Akzent nimmt die deutsche Pegida-Bewegung und deren Anhänger aufs Korn. Das Publikum lacht und scheint sich prächtig zu amüsieren. Nach einer wunderbaren Parodie von „We are the World“, in der er abermals die gefährliche Islamisierung des Abendlandes auf die Schippe nimmt, verlässt der Glatzköpfige die Bühne. Aus dem Publikum erhebt sich ein Anzugträger und schreitet schmunzelnd zum Mikrophon.

Auftritt mit viel Humor…

Gespannt schaut das Publikum Gustav beim Stimmen seiner Gitarre zu. Dann lässt der Freiburger Liedermacher die Saiten schwingen und singt vom „Thujahaag“, über den man nicht schauen darf. Die Leute amüsieren sich bestens und klatschen begeistert im Takt mit. Gustav doppelt gleich nach und bringt ein Gedicht über die wunderbaren Mehrzweckhallen, in denen er manchmal auftreten darf. Ihr wisst schon, diese Hallen, in denen die Scheinwerfer seit dem Kalten Krieg nicht mehr ausgetauscht wurden und die Vorhänge nach einer Mischung aus Raclette und Zigarren riechen. Aber auch die Mehrzweckhallen, in denen das Publikum mehrheitlich aus desinteressierten Schülern und heillos überforderten Lehrern besteht. So erzählt Gustav wunderbare Anekdoten über üble Beschimpfungen, fliegende Nahrungsmittel und Faustschläge, die man den Schülern gerne verteilt hätte. Die aufmerksam lauschende Meute zeigt sich köstlich unterhalten und goutiert die Pointen des Chansonniers mit lautem Applaus und verlegenen Lachern.

… und einem Hauch Schnulze

Da nimmt Gustav auch schon Anlauf zu seinem letzten Stück und schnallt sich die Mundharmonika-Halterung um den Hals. So steht er im Scheinwerferlicht – nur mit seiner Stimme, der Elektrogitarre, seiner Mundharmonika, eine kleine Pauke und dem 5/6-Takt. Gemischt mit ganz viel 80er Jahre White Rock von David Hasselhoff entsteht so eine Adaption von „I’ve been looking for freedom“ für die man sich ausnahmsweise nicht schämen muss wenn sie einem gefällt.

Noch mit einem Schmunzeln im Gesicht und der Hasselhoff-Melodie im Kopf dränge ich mich durch die Menschenmasse und begebe mich wieder in die kaltnasse Frühlingsnacht auf meiner eigenen Suche nach der Freiheit.