Interview und Text: Bettina Alexandra Peterli

Ein Mord im St. Léonard erschüttert die Leserschaft. Ausgerechnet nach dem legendären 3:2 „Heimsieg“ der Freiburger Eishockeymannschaft. Der Sieg ist echt, der Mord entstammt Paillasses Fantasie. Pierre Paillasse veröffentlichte 2009 seinen ersten Roman „Nachspiel“, einen Freiburger Krimi rund um das Thema Hockey, ein bisschen Liebe und etwas Rache. Obwohl sich Paillasse geehrt zeigt, dem Spectrum ein Interview zu geben, möchte er weder sein wahres Gesicht noch seinen Namen preisgeben. Deshalb die erste Frage:

Pierre, wieso hast du beschlossen, unter einem Pseudonym zu schreiben?

Ich habe unter einem Pseudonym geschrieben, da ich mich vor kreischenden Leserinnen auf der Strasse fürchtete.

Wieso gerade Pierre Paillasse? Paillasse bedeutet doch im Französischen „Clown“…

Der Entscheid kam ziemlich spontan, als es an die Veröffentlichung ging. Das Wort „Paillasse“ wird im Senslerdeutschen oft gebraucht, also „Pajass“, und bedeutet da ähnliches wie im Französischen.

Wie bist du auf die Idee gekommen einen Roman zu schreiben?

Wenn man sich oft mit Büchern abgibt, kommt auch mal der Reiz, selber eines zu machen. So jedenfalls ist es mir ergangen. Ausserdem wollte ich einmal etwas anderes schreiben als immer nur Seminar-Arbeiten für die Uni.

Irgendwem hast du doch bestimmt von deinem schriftstellerischen Tun erzählt?

Meine Familie und ein paar enge Freunde haben das dann schon einmal mitbekommen. Es gibt aber auch einige Freunde und Bekannte, die vom Buch gehört oder es gar gelesen haben, ohne den tatsächlichen Autor zu kennen. Auf diese Weise bin ich schon auf interessante Buchkritiken gestossen.

Wie hast du geschrieben? Schreibwütig oder eher diszipliniert?

Das Buch ist in recht kurzer Zeit entstanden, das sieht man ja auch daran, dass es nicht sehr dick geworden ist. Als ich mit dem Krimi begonnen habe, war ich dann aber zu ungeduldig, um über mehrere Wochen daran zu schreiben – also schon eher schreibwütig.

Was ist reine Fiktion und wieviel aus deinem Leben ist mit in die Geschichte eingeflossen?

Ich habe selber einmal an einem Eishockey-Spiel einen Fan getötet, wurde aber bis heute nicht gefasst. Irgendwie musste ich die Geschichte dann doch verarbeiten.

Hast du die jeweiligen Szenen an den Schauplätzen geschrieben?

Nein, ich habe weder in der Toilette der Eishalle St. Léonard noch im Bordell Teile des Krimis geschrieben. Die Szenen sind allesamt zu Hause entstanden.

Wie bist du auf die Idee gekommen einen ‚youtube’-Link anstelle einer Widmung an den Anfang des Romans zu setzen?

Der Link verweist ja auf ein Video, das die letzten Sekunden des vierten Playoff-Spiels zwischen Freiburg-Gottéron und den ZSC Lions zeigt. Diese Spielszenen haben mich eigentlich auf die Idee gebracht, einen Krimi zu schreiben, sind also dessen Ursprung. Sie spielen dann im Krimi auch eine wichtige Rolle. Da  ich mich nicht im Stande sah, diese unglaubliche Schlussphase angemessen in Worte zu fassen, habe ich mich dieses Links bedient.

Wie ist es zur Veröffentlichung deines Romans gekommen?

Ursprünglich, und auch, als ich den Krimi fertig geschrieben hatte, war noch keine Publikation geplant. Dann kam der Sommer, da denkt man sowieso nicht daran, einen Eishockey-Krimi zu veröffentlichen. Als dann die laufende Saison begann, habe ich mich doch dazu entschlossen.

Bist du selbst Eishockeyfan?

Ja, seit ich das Licht der Welt erblickte, bin ich Gottéron-Anhänger. Wir mussten ja einige Jahre unten durch, was sportliche Erfolge angeht. Und dann folgten in den letzten beiden Saisons die überraschenden Viertelfinal-Siege gegen Erzrivale Bern und Zürich. Das war für mich jeweils wie ein Meistertitel.

Hast du vor, weitere Romane zu schreiben?
Natürlich. Noch reichen die Buchtantiemen nicht aus, um mich auf einer Insel zur Ruhe setzen zu können. Wenn aber gar das Spectrum zu einem Interview lädt, dann steht man kurz vor dem grossen Durchbruch.

Hast du bereits Ideen für einen nächsten Roman? Wie sehen diese aus?
Ja, das nächste Buch wird schon bald erscheinen. Ich werde die Welt dann zu gegebener Zeit darüber informieren.

Warst du Student an der Uni?
Ich bin immer noch Student und gelegentlich an der Uni Freiburg anzutreffen.

Mit welcher Figur in deinem Roman identifizierst du dich am ehesten? (Ronny oder Arnaud? Die Leiche gilt nicht)
Mit Arnaud. Weil ich irgendwann in meinem Leben einen Schnauz wie er tragen möchte.

Vielen Dank, Pierre! Bedauerlicherweise hat die journalistische Hartnäckigkeit nicht dazu gereicht, dich persönlich zu treffen und so müssen wir deine Anonymität akzeptieren. (Liebe Studis, schaut euch doch mal in euren Vorlesungen um, möglicherweise sitzt Pierre Paillasse neben dir) Viel Erfolg bei deinen nächsten Romanen – wir warten gespannt darauf!