Mit viel Skepsis nahmen Kritiker:innen die Trailer von One Piece auf, erste Bilder vom Set ernteten Spott und Fans betrachteten die investierten 144 Millionen US-Dollar als Geldverschwendung. Der erste Eindruck täuschte: One Piece ist Netflix’ nächster grosser Erfolg und eine würdige Adaption der meistverkauften Manga-Reihe der Welt.

Obwohl mir der Anime als auch die Vorlage von Eiichirō Oda gänzlich unbekannt waren, zog mich die fantastische Serie in ihren Bann. Der junge Abenteurer Ruffy will ohne Schwimmkenntnisse und Schiff den legendärsten Goldschatz der Welt, das One Piece, finden und König der Piraten werden. Im Weg stehen ihm zwielichtige Gestalten bestehend aus verrückten Clownpiraten und gewissenlosen Fischmenschen, ausserdem nimmt die mächtige Marine die Verfolgung auf. Zur Seite steht ihm eine etwas widerwillige Besatzung, welche sich aus dem wortkargen Schwertkämpfer Zorro und der distanzierten, langfingrigen Nami zusammensetzt und im Verlauf der Serie weitere ungewöhnliche Mitglieder dazugewinnt.

Der junge Schauspieler Iñaki Godoy hinterlässt als Ruffy einen bleibenden Eindruck. Seine positive, naive, aber entschlossene Art verleiht dem Charakter Frische und stellt neben dem Überschwang an Antiheld:innen und tragischen Protagonist:innen im Kino eine willkommene Abwechslung dar. Besonders im Zusammenspiel mit der Kartenzeichnerin Nami (Emily Rudd) entstehen die emotionalsten Szenen der Serie. Die überwältigende Filmmusik untermalt die Dialoge und bleibt den Zuschauer:innen noch lange nach dem Abspann im Ohr. Die Komponist:innen Sonya Belousova und Giona Ostinelli widmen jedem Bösewicht eine unverkennbare Melodie, was den Charakteren zu noch grösserer Faszination verhilft.

One Piece erweist sich als eine actiongeladene, berührende Geschichte mit einigen witzigen Twists. Die Welt ist laut, bunt und manchmal etwas drüber. Wer sich darauf einlässt, entdeckt bizarre Telefonschnecken, übernatürliche Seeräuber:innen und kämpferische Meisterköche. Davon abgesehen behandelt die Serie das zeitlose Thema, seinen Träumen trotz aller Widerstände zu folgen. Die kommende zweite Staffel setzt die Reise um Ruffy und seine Crew fort. Ungeduldige Fans haben die Möglichkeit, die mehr als 100-teilige Manga-Reihe zu lesen oder sich die über 1000 Folgen des Anime anzusehen. Das Universum bietet ausreichend Stoff für zehn weitere aufwühlende Jahre mit den sogenannten Strohhutpiraten.

 

Text Yaëlle Binggeli

Poster und Beitragsbild Netflix


One Piece

Serienschöpfer: Matt Owens / Steven Maeda / Eiichirō Oda

Jahr: 2023 –

8 Episoden in 1 Staffel

Netflix

 

 

 

 

Trailer