Write what you know. So lautet ein gängiger Ratschlag an Autor:innen. Ein Ratschlag, dem Rebecca F. Kuang in ihrem neusten Roman folgt. In Yellowface nimmt die 27-jährige Autorin die Literaturbranche ins Visier und gewährt den Lesenden Einblicke in eine Welt, mit der sie selbst sehr vertraut ist.

Bekannt wurde Kuang mit der The Poppy War-Trilogie und dem Einzelband Babel. Beide Werke gehören ins Fantasy-Genre. Mit Yellowface begibt sich Kuang auf neues Terrain.

Erzählerin des Romans ist die Schriftstellerin Juniper «June» Hayward, deren Debütroman gefloppt ist, während ihre beste Freundin Athena Liu, ebenfalls Autorin, einen Erfolg nach dem anderen einheimst. Einen solchen Erfolg, einen Netflix-Deal, feiern die beiden im ersten Kapitel. Zuerst in einer hippen Bar, dann in Athenas Wohnung, wo June als erste Person überhaupt Athenas erst kürzlich fertiggestelltes Manuskript zu Gesicht bekommt. Noch in derselben Nacht stirbt Athena nach einem Unfall und June steckt das Manuskript ein. Sie überarbeitet den Romanentwurf, schickt ihn ihrem Agenten und landet schlussendlich bei einem renommierten Verlag. Das Buch wird zum Bestseller, June reich und berühmt. Doch kurz darauf werden kritische Stimmen laut. Nicht nur, weil June als weisse Amerikanerin über einen Teil der chinesischen Geschichte geschrieben hat, es werden auch Zweifel daran geäussert, ob sie tatsächlich die Urheberin des Werkes ist.

In Yellowface entfalten sich mehrere der aktuellen gesellschaftlichen Debatten. Es geht um kulturelle Aneignung, Rassismus, Diversität und vor allem um die Frage, wer überhaupt das Recht hat, gewisse Geschichten zu Papier zu bringen. Eine zentrale Rolle spielen ebenfalls die sozialen Medien. June verbringt Stunden auf Instagram, Twitter und Co., verliert sich in der digitalen Welt.

Kuangs Roman einem bestimmten Genre zuzuordnen, ist nicht leicht, denn er weist vielfältige Elemente auf. Die Autorin selbst beschreibt Yellowface als «eine Horror-Story über Einsamkeit in einer höchst kompetitiven Branche.»

Obwohl Yellowface auch seine Schwächen hat, fällt es schwer, das Buch aus der Hand zu legen. So obsessiv wie June durch ihr Twitter-Feed scrollt, werden die Lesenden dieses Romans dem Ende entgegenfiebern. Ein Pageturner!

 

Text Caroline Buck

Buchcover HarperCollins


Yellowface

Autorin: Rebecca F. Kuang

Jahr: 2023

Seitenzahl: 336 Seiten