Diese Bar-Tour ist nichts für schwache Nerven. Wer sich auf sie einlässt, wird sein blaues Wunder erleben. Oder sich einfach wundern, weshalb er so schnell blau wurde! Denn hat die Tour erst einmal begonnen, mag man ihr kein Ende gönnen.

Von Emanuel Hänsenberger

1. L‘Imprévu

Apéro, fertig, los! Völlig unerwartet (imprévu) startet die Fri-Bar-Tour keine hundert Meter von der Uni Pérolles. Hier offenbart sich, wo sich Studierende und Büezer Gute Nacht sagen. Wer sich nicht von dem kargen Interieur und den Pferderennen in Endlosschleife abschrecken lässt, dem wird es gefallen. Ist doch der eigentliche Star des Rennstalls ein anderes Tier: das Güggeli! Ein halber Vogel samt Beilage flattert einem für läppische Neun Franken Neunzig ins Körbchen. Und auch die Sauce darf man sich auf der Zunge zergehen lassen. Über das Herkunftsland der Brathähnchen sieht man grosszügig hinweg. Das Bier kostet schliesslich nur zwei Franken. Und damit ist auch der zweite Lockvogel des Imprévu aufgeflogen.

2. Centre Fries

Was würde wohl Hans Fries sagen, der Maler aus dem Mittelalter, wenn er wüsste, dass fast fünfhundert Jahre nach seinem Tod nahezu alle Studierenden in Freiburg seinen Namen kennen? Auch schon ein paar Jährchen auf dem Dach hat die nach ihm benannte Villa, das Centre Fries. Dieses erfolgreiche Kulturkonzept der Uni bietet eine breite Palette diverser Anlässen: Konzerte, Dinner, Poetry-Slams – ein Abend im Studierendenzentrum lohnt sich auf alle Fälle. Aber pst! Die Nachbarn gebärden sich besonders hellhörig.

3. Ancienne Gare

Hier lohnt es sich auszusteigen, denn dieser Bahnhof hat es in sich. Neben dessen Bar sieht die SBB-Minibar jung aus – in der Ancienne Gare (bitte nicht „Ossigor“ aussprechen, liebe Deutschschweizer) wird aus dem Vollen geschöpft. Die Bierauswahl ist gewachsen, die Preise allerdings auch. Für den typischen Bahnhofsgänger bleiben sie aber unter dem Standard. Doch Obacht, das Lokal ist nicht etwa zur Durchreise gedacht. Sondern zum Durchatmen. Durchlesen. Durchspielen. Durchmachen? Schon möglich, der letzte Zug wurde in der Ancienne Gare schon öfters achtlos durchgewunken.

4. Antidote

Wer es erst zu später Stunde entdeckt hat, findet nicht wieder raus. Und das konsumierte Gegengift (Antidote) hilft schon gar nicht weiter. Hinter sieben Ecken versteckt sich diese putzige Bar mit den siebenhundert Shots. Wem ein verbrannter Schlund nichts ausmacht, sei der „Lamborghini“ empfohlen: Ein brennender Shot-Glas-Turm. Wuoaaaahr.

5. TM

TM – Transfermarkt? Trockener Mund? Taschenmesser? Nein, TalkMusic! Über Musik soll hier also gesprochen werden. Doch zu dieser Musik sitzt man eigentlich lieber, und das ist auch gut so. Lounge scheint das Motto dieser Bar zu sein. Gemütliche Couches, die Musik rieselt im Hintergrund und man nippt an seinem Minicappuccino für Drei Franken Neunzig. Für einen Zwischenstopp lohnt sich diese Adresse allemal.

6. Elvis et moi

Wer hätte das gedacht! Die grösste Lagerhalle amerikanischer Staubfänger befindet sich in Freiburg! Die sympathische Wirtin Valentine Jaquier hat Elvis ihr Leben gewidmet, ihre Bar und ihre linke Schulter. Auch wenn das Tattoo unter seinesgleichen schwer zu finden ist. Das bunte Lokal fällt auf und ist ein Must für jeden Exoten – „it‘s now or never!“, wie der King sagen würde.

7. Belvédère

Keine Widerrede. Diese Station lässt man nicht aus. Aber erinnert diese Bar nicht an Calimeros Eierkopf? Quatsch. Die traut sich was. Aber sind die Preise nicht überhöht? Man gönnt sich ja sonst nichts. Ausserdem zahlt man hier auch für die Location. Schau dir mal diese schöne Aussicht (ital. belvedere) an! Doch die Spucke bleibt einem nicht lange weg. Die geschmackvolle Getränkeauswahl ist schuld. Der klare Testsieger der Bar-Kur.

8. Banshees

Hat man diese zweite Altstadtperle erreicht, gibt es kein Zurück. Nicht etwa wegen der romantischen Atmosphäre, der deftigen Whiskeyauswahl oder dem Wolverine-Poster im Frauenklo. Alles gute Argumente zum Bleiben. Aber nein, hier verweilt man aus logistischen Gründen. Wer den letzten 4er-Bus verpasst, macht lieber durch. Diese letzte, irische Station auf dem Plan ist vielleicht schlechter gelegen als ihr Pendant beim Bahnhof (Paddy Reilly‘s), hat dafür aber umso mehr Charme. Cheers.