Wie der amerikanische Traum entstanden ist und wieso er einem Albtraum ähnelt.

The American Dream: Die Idee, dass jede*r alles erreichen kann im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, ist integraler Bestandteil des Nationalverständnisses der USA. Auch heute wird die amerikanische Gesellschaft noch stark von dieser Vorstellung prägt.

Die Entstehung, …

Das Konzept des American Dream entstand in der Zwischenkriegszeit, als die USA zur Weltmacht aufstieg. Die Idee des American Dream tauchte das erste Mal im Buch Epic of America aus dem Jahr 1931 von Autor James Truslow Adams auf. Dabei wurde der American Dream definiert als die Idee, dass jede*r alles erreichen kann, was sie/er will, wenn man sich dafür anstrengt. Auch in anderen literarischen Werken dieser Zeit war der American Dream ein wichtiges Leitmotiv. So wird dieses auch im Roman The Great Gatsby (1925) von Francis Scott Fitzgerald eingesetzt. Doch die Wurzeln des American Dream können schon in der Declaration of Independence (1776) gefunden werden. Auf Papier ist die Idee simpel: Jeder Mann und jede Frau soll die Möglichkeit haben, sein beziehungsweise ihr volles Potential auszuleben und akzeptiert zu werden. Dies kann auch mit der Zusammensetzung der amerikanischen Bevölkerung während der Zwischenkriegszeit, dem sogenannten Melting Pot, verbunden werden. Dieser setzte sich aus Migrant*innen zusammen, welche mit ihrer Einwanderung in die USA auf ein besseres Leben mit mehr Möglichkeiten hofften. Der American Dream ist daher auch von den Einwanderungsströmen geprägt. Eine solche Traumvorstellung macht keinen Unterschied zwischen Amerikaner*in und Migrant*in. Alle hatten die Möglichkeit, den American Dream auszuleben. Ihre Herkunft sollte ihr Leben nicht determinieren.

 

«We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty, and the pursuit of Happiness.»

Declaration of Independence, USA, 1776

 

… die Zerstörung …

Der American Dream verspricht Freiheit und Möglichkeiten für alle. Jede*r hat das eigene Leben selbst in der Hand. Wenn jetzt jedoch an das Amerika von heute und nicht das von Triumph geprägte Amerika nach dem Ersten Weltkrieg gedacht wird, kommen wohl Zweifel auf. Das heutige Amerika hält das Versprechen von Gleichheit, Freiheit und unbegrenzte Möglichkeiten kaum mehr ein. Diskriminierung, Polarisierung und wenig Möglichkeiten das eigene Potential zu verwirklichen, prägen das Erscheinungsbild der USA. Der American Dream war immer durch Individualismus geprägt, und dieser zeigt sich im heutigen Amerika stark. So werden marginalisierten Gruppen die Schuld für ihre Diskriminierung oft selbst zugeschrieben. Sie werden als faul oder unmotiviert bezeichnet. Obwohl die Reichen immer reicher werden, bleiben Leute, die in Armut geboren wurden, oftmals in dieser gefangen. Der American Dream ist damit nicht mehr eine Inspiration, sondern vielmehr eine Erinnerung an das, was nicht möglich ist. Doch war ein solcher Traum überhaupt jemals erreichbar oder lediglich eine Utopie? Eine Frage ohne klare Antwort. Unüberwindbare Hindernisse und Chancenungleichheit sprechen jedoch eher dagegen.

 

 

… und das Wiederbeleben eines Traums

Der American Dream ist zwar simpel definiert.  Hinter dieser einfachen Definition verbirgt sich aber eine gewisse Komplexität. So darf nicht vergessen werden, dass das Fundament des American Dream in der Declaration of Independence zu einer Zeit geschrieben wurde, in der Frauen kaum Möglichkeiten zur Kontrolle über das eigene Leben hatten. Ebenso wurde auch die Idee von «Life, Liberty, and the Pursuit of Happiness» von Männern geschrieben, welche Sklav*innen besassen. Auch als die Idee des Traums in der Zwischenkriegszeit gross auflebte, war die Verwirklichung dieses auch damals nicht so einfach, wie es gerne gesehen wird. Doch das ist nicht unbedingt der zentrale Punkt des American Dream. Vielmehr als die Umsetzung des Traums, soll der American Dream die Amerikaner*innen dazu bringen, nach mehr Gleichheit und Möglichkeiten zu streben und somit das Land näher an das Ideal des Traums zu bringen.

Vielleicht ist es genau deshalb wichtig, nicht zu vergessen, dass der American Dream nun mal ein Traum ist. Träume kann man träumen. Sie sind nicht unbedingt eine Wirklichkeit.

 

Text: Franziska Schwarz

Illustration: Anna Salvisberg