Von Nina Graf
Durak, Russisch für „der Idiot“, erzählt von Dima Niktin, einem jungen Mann, der ein einfaches Leben in einer russischen Kleinstadt führt. Er arbeitet als Klempner und träumt von einer besseren Zukunft für seine kleine Familie. Eines Tages wird er zu einem Sozialbau gerufen, um einen Wasserrohrbruch zu reparieren. Da bemerkt er einen Riss, der durch das ganze Haus geht. Der Wohnblock droht jeden Augenblick einzustürzen und die 800 Bewohner unter sich zu begraben. Schuld daran sind Dimas Chef und seine Kollegen aus der Firma, die das Geld für die Reparatur des Gebäudes lieber in die eigene Tasche steckten. Dima wendet sich an die Bürgermeisterin, um eine Evakuation des Gebäudes einzuleiten. Hier zeigt sich, dass sich der Riss viel weiter zieht, durch die ganze Gesellschaft. Denn die herrschende Schicht lebt ihr Leben fernab von den Bürgern. Durch Korruption, Schmiergelder und jegliches Fehlen von Moral wurde ein kalter und rücksichtsloser Apparat erschaffen. Dessen Vertreter wollen lieber ihre Schuld an der Situation vertuschen als die Bewohner zu retten. Doch nicht nur die obere Schicht lebt nach dem Prinzip von „ Friss oder Stirb“, sondern die ganze Gesellschaft funktioniert danach. Dimas Frau stellt sich gegen ihn, da seine Bemühungen, die Bewohner zu warnen, ihn und seine Familie in Gefahr bringen. Denn weder seine Firma noch die Bürgermeisterin werden dulden, dass jemand ihr System durcheinanderbringt.
Durak ist das Portrait eines Mannes, der allein ist mit seinem Willen, Gutes zu tun. Gleichzeitig ist der Film auch eine Kritik an den sozialen und politischen Verhältnissen in Russland. Und parallel dazu wendet der Regisseur sich mit seinen sozialkritischen Fragen an den Zuschauer. Wie weit ist man bereit, für seine moralischen Vorstellungen zu gehen? Wie viel liegt einem an seinen Mitmenschen, wenn die eigene Existenz bedroht ist?
Der Film überzeugt durch seinen dramaturgischen Aufbau, die schauspielerische Leistung der Darsteller und die ehrliche, ernüchternde Schilderung einer Gesellschaft, in der jeder sich selbst am nächsten ist.
Der Film läuft seit Januar in den Deutschschweizer Kinos.